Im September traten sechs Vereinsmitglieder den Weg nach Hurghada an, um in der beliebten Makadi Bay, südlich von Hurghada, zwei Wochen Tauchurlaub zu verbringen.
Nach dem Flug von Frankfurt und der üblichen umständlichen und nervigen Abfertigung am Flughafen Hurghada brachte uns der Bus schließlich spätabends zum Hotel. Es erwarteten uns eine gepflegte und weitläufige Hotelanlage mit diversen Restaurants, Pools sowie moderne, großzügige Zimmer. Vom Balkon hatten wir Blick auf den schönen Strandabschnitt und die Tauchbasis. Kurze Wege zur Tauchbasis sind natürlich ein Vorteil, denn für die Bootsausfahrten muss man meist früh am Start sein. Das macht den Tauchsport nicht gerade zu einem Sport für Langschläfer.
Des Öfteren hatten wir bereits Tauchurlaube am Roten Meer verbracht. So freuten wir uns auf das Tauchen bei guten Sichtweiten, angenehmen Wassertemperaturen, auf farbenfrohe Korallenriffe und bunte Fischschwärme. Und dann war da noch die leise Hoffnung den ein oder anderen ‚Großfisch‘ zu Gesicht zu bekommen. Am nächsten Tag absolvierten wir den obligatorischen Check-Tauchgang am Hausriff, um Ausrüstung und Tarierung zu überprüfen. In den darauffolgenden Tagen unternahmen wir dann Bootstauchgänge zu Tauchplätzen in der näheren Umgebung wie ‚Royal Azur‘, ‚Ras el Arab‘ oder ‚Abu Haschish‘. Als dann Bootsausfahrten zu weiter entfernten und spektakuläreren Tauchplätzen angekündigt wurden, zögerten wir nicht und ließen uns auch von der ‚unchristlichen‘ Startzeit - 6 Uhr am Morgen - nicht abschrecken. Zunächst ging es zum Wrack der Salem Express, die in der Nacht des 14. Dez. 1991 auf dem Weg nach Safaga auf ein Riff lief und in wenigen Minuten sank. Die Passagiere, größtenteils Pilger auf der Rückreise von ihrem Haddsch nach Mekka, wurden im Schlaf überrascht. Laut der Passagierliste kamen mehr als 700 Menschen ums Leben. Ungeklärt ist bis heute, warum der Kapitän von der sicheren Schifffahrtsroute abwich.
Das Wrack liegt etwa 1,5 Bootsstunden südöstlich von Safaga in einer Tiefe zwischen 11 und 32 Metern auf der Steuerbordseite und kann von außen betaucht werden. Da nicht alle Leichen aus dem Schiffsinneren geborgen werden konnten, wurde die Salem Express offiziell zum Grab erklärt. Mittlerweile ist die Ladeklappe jedoch zum Hineintauchen geöffnet worden, lediglich die Kabinen dürfen weiterhin nicht betreten werden. Angesichts der traurigen Historie zogen wir es jedoch vor, draußen zu bleiben und das ‚Marine Life‘ außerhalb des Wracks zu bewundern.
Danach ging es weiter zum ‚Panorama Reef‘, ein Steilwandriff im offenen Meer mit je einem Plateau im Norden und im Süden. Die Vorfreude war groß, den Platz hatten wir in früheren Tauchurlauben bereits mehrfach betaucht und tolle Eindrücke mitgenommen. Da am ‚Panorama Reef' meistens Strömung herrscht, besteht außerdem die Chance Großfisch zu sichten. Doch leider war dieses Mal an der Riffkante des Südplateaus kein einziger Hai beim Blick ins Blaue auszumachen. Wir hoffen es lag nur an der fehlenden Strömung. Durch Muränen und jede Menge Clownfische auf dem Rückweg wurden wir ein wenig entschädigt.
Als wir einige Tage später erneut mit dem Tauchboot in Richtung Safaga aufbrachen, um an den sieben Säulen ‚Tobia Arba‘ zu tauchen, mussten wir auch dort feststellen, dass der Fischreichtum insgesamt zurück gegangen ist. Die vielen Skorpionfische, die wir bei früheren Tauchgängen in den Spalten der über und über mit Korallen bewachsenen Säulen entdecken konnten, waren verschwunden. Die vielen kleinen Schwarmfische im oberen Bereich der Säulen machten das Tauchen dennoch zu einem ‚Tauchen im Aquarium Erlebnis‘.
Mit Besorgnis haben wir bei unseren Tauchgängen festgestellt, dass die Folgen von El Ninjo auch vor den Korallen des roten Meeres nicht halt machen. Glaubte man doch lange Zeit, dass den Korallen im roten Meer die Erwärmung des Wassers nicht so viel anhaben kann. Die vielen wunderschönen Weichkorallen fehlten und Hartkorallen waren stellenweise gebleicht bzw. abgestorben.
Ein Tauchgang am Riff ‚El Fanadir‘ nördlich von Hurghada bescherte uns dann noch eine atemberaubende Begegnung mit Delfinen. Plötzlich tauchten acht große Tümmler auf und schwammen in Armeslänge an uns vorbei. Beinahe wäre mir vor Ehrfurcht der Automat aus dem Mund gefallen.
Nach zwei Wochen Verwöhnprogramm in der schönen Anlage und vielen tollen Tauch- und Schnorchelerlebnissen traten wir den Heimweg an. Bekanntlich geht ja jeder Urlaub mal zu Ende.